Vermischtes

Warum die Nr. 1 an Bord bleibt!

Dieser Artikel von unserem Nr.1 Mitglied erschien ursprünglich auf der Seite dataintegrale.de, von wo ich ihn jetzt einfach mal erbeutet habe 🙂 AARRR! 

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Die Piratenpartei war und ist in vielen Dingen ihrer Zeit voraus, was man nicht unbedingt von den meisten ihrer Mitglieder und besonders ihrer Ex-Mitglieder sagen kann.
Eine Partei ist der Ausdruck einer Idee, die sich verwirklichen möchte. Sie ist ein Werkzeug des Bewusstseins zur Manifestierung notwendiger Veränderungen. Aber diese Veränderungen geschehen nicht sofort und meist noch nicht mal in dem Sinne, wie es sich ihre menschlichen Vertreter vorgestellt haben.

Am 10. September titelte das Forum für Informatiker und Nerds „heise.de“ „Deutsche Piratenpartei kämpft für die freie Wissensgesellschaft“. In einem Artikel berichtete heise als eines der wenigen Nachrichtenportale von der Gründung in Berlin. In dem Artikel wurden zwei Bereiche definiert, für die die Piratenpartei auch heute noch steht. Datenschutz im Sinne der informationellen Selbstbestimmung und dem Recht auf Privatsphäre, und der Abkehr vom Konzept des geistigen Eigentums, also dem freien Zugang zu Informationen und dem freien Austausch derselben.

Besonders der zweite Punkt hat es in sich und dürfte einer der wesentlichen Gründe dafür sein, dass die Piratenpartei sich keine Freunde im Establishment und ihrer Medien gemacht hat, da sie deren Monopol auf die Auswahl und die Interpretation von Informationen radikal in Frage stellte und stellt. Einschließlich deren Geschäftsmodellen. In Ermangelung des Wissens um Bewusstseinsstrukturen und der Verwirklichung von Ideen, haben die sogenannten etablierten Medien wahrscheinlich geglaubt, dass ohne Piratenpartei das Problem ihrer immer geringeren Relevanz an ihnen vorüber geht. Schaut man sich die aktuelle Diskussion um Begriffe wie „Lügen-“ oder „Lückenpresse“ an, war das eine eklatante Fehleinschätzung.

Im Sinne der Theorie von der Evolution des Bewusstseins stehen wir mitten in der Veränderung vom rationalen zum integralen Bewusstsein. Damit dieser Wandel geschehen kann, schafft sich das Bewusstsein Werkzeuge zur Multiplizierung und Potenzierung. Als im 15. Jahrhundert der Buchdruck erfunden wurde und die Weitergabe von Information nicht mehr einer bestimmten Elite unterlag, kam es innerhalb kürzester Zeit zu Revolutionen. Erst sozialer Art, dann technischer Natur. Die Buchdruck und Industrialisierung veränderte die Welt und den Menschen und ermöglichte die Überwindung des mythischen Bewusstsein hin zum Rationalen. Nun gibt es eine neue technologische Entwicklung, deren Ausmaß wir noch lange nicht erfasst haben.

Die Informationstechnologie ermöglicht es, dass Informationen nicht nur in eine Richtung fließen, sondern erschafft die direkte Kommunikation in Echtzeit.  Damit sterben Informationsmonopole, die auf einseitiger Informationübermittlung beruhen. Gleichzeitig verpflichten sie den Teilnehmer zu einer unglaublichen Eigenverantwortung. Unter anderem ist nun auch die Empfängerseite in der Pflicht Informationen zu bewerten und Kommunikation menschlich zu gestalten. Was natürlich am Anfang nicht perfekt funktionieren kann und zu den beklagten Troll-, Hate- und Sonstwasexzessen im Netz führt. Aber das sind im wahrsten Sinne des Wortes Kinderkrankheiten.

Die Piratenpartei wurde oft angegriffen für ihren Einsatz des freien Informationsflusses, des sharen von Informationen. Dabei war sie dafür gar nicht verantwortlich, sondern reagiert auf die technische Entwicklung und forderte einen entsprechenden Umgang damit.

Am Anfang fanden sich Menschen unterschiedlichster politischer Coleur unter dieser Idee zusammen und ihre Unterschiedlichkeit war kein Problem, sondern eine Bereicherung. ACTA wurde zum Verstärker und bescherte der Partei einen fantastischen Schub, der aber auch einen Haufen Menschen in die Partei spülte, die lieber 1.0 Politik machen wollten und die Piraten als Heilsbringer oder als persönliches Karrieresprungbrett ansahen. Gleichzeitig erweiterte sich das Spektrum der eigentlichen Idee um zwei weitere wichtige Punkte. Die Piratenpartei erkannte die Notwendigkeit der Veränderung der sozialen Systeme und integrierte die Forderung nach einem Bedingungslosen Grundauskommen als möglichen Lösungsansatz sozialer Ungleichgewichte und sie proklamierte das „Systemupdate“ durch die Idee des Liquid Feedback. Beide Ideen, BGA und Liquid Feedback, sind progressive Ansätze eingefahrene Erhaltungsstrukturen des bestehenden Sozial- und Politiksystems aufzubrechen und zu verändern. Das ist revolutionär und wurde deshalb sowohl extern wie auch intern bekämpft.

Dieser gesellschaftliche Veränderungsprozess ist noch lange nicht abgeschlossen, sondern befindet sich noch in seinen Anfängen. Veränderungen von einer solchen Reichweite lassen sich nicht in kürzester Zeit verwirklichen und umsetzen, sondern durchlaufen einen anstrengenden und zeitaufwendigen Anpassungsprozess durch Trial und Error. Auf diesem Weg verschleißt die Idee Menschen und Material ohnegleichen. Das macht aber nichts, da die Idee, wenn sie richtig ist, sich irgendwann durchsetzen wird.

Das Abwandern von Akteuren der Piratenpartei in andere Parteien und Verbände gehört zu diesem Prozess und wird ihn noch beschleunigen. Auf die eine oder andere Art und Weise;)

Die Beschäftigung mit der Informationstechnologie und dem Versuch, eine politische Partei mit Schwerpunkt Informationelle Selbstbestimmung und freien Wissensfluss zu etablieren, hat dann den Schlüsselbegriff der Transformation hervorgebracht: Transparenz!

Auch wenn das Wort Transparenz inzwischen durch eine Assimilation des bestehenden Politiksystems überstrapaziert wurde und ausgelutscht klingt, ist es doch der Kern Integralem Weltverständnis und unabdingbare Voraussetzung, um richtige und notwendige Entscheidungen treffen zu können und die persönliche Selbstverantwortung zu schulen.

Persönliche Selbstverantwortung steht im diametralen Kontrast zum bestehenden politischen System der Delegation. Die Piratenpartei hat sich bisher erfolgreich gegen dieses Konzept gewehrt und wird solange, wie sie daran festhält, keine politischen Erfolge im bestehenden System feiern. Und das ist gut so, weil das bestehende System jede neue Bewegung aufsaugt und viele ihrer Mitglieder langfristig korrumpiert. Siehe bestehende Parteien. Die Idee des Umweltschutz hat sich gesellschaftlich etabliert und die damit verbundene Partei eigentlich obsolet werden lassen. Das haben deren Basismitglieder leider nur noch nicht gemerkt und aus mir unerfindlichen Gründen lassen sie ihre Großkopferten weiter an den Fleischtöpfen der Macht naschen anstatt sie in die Wüste zu schicken. Gilt im übrigen auch für die Idee des Sozialen!

Informationelle Selbstbestimmung bedeutet Selbstverantwortung über die eigenen Daten. Das geht nicht ohne Transparenz aller erhobenen Daten und der zugrunde liegenden Erhebungs- und Bewertungsalgorythmen. Postprivacy und Aluhut sind beides notwendige Bewertungsfaktoren für die Umsetzung.

Politische Eigenverantwortung geht nicht ohne Gleichstand der Information für alle Seiten in der Debatte. Dafür müssen alle Informationen auf den Tisch. Politische Mitverantwortung geht nicht mit Beteiligungsmodellen, die keine Entscheidungsbefugnisse beinhalten. Ohne direkte Demokratie im liquiden Sinne ist Beteiligung Makulatur.

Gesellschaftliche Entwicklung funktioniert nicht ohne Teilhabe. Teilhabe setzt sich zusammen aus Haben (Grundauskommen) und Teilen (Sharing). All das ist noch lange nicht verwirklicht und genau deshalb sind die Piraten und die ihnen zugrunde liegenden Ideen auch noch nicht obsolet.

Die Piratenpartei ist eine Erfolgsgeschichte transformativer Ideen und eine Geschichte gescheiterter Menschen, die sich selbst wichtiger genommen haben als diese Ideen. Ich möchte ihnen allen danken, den Aktiven und den ehemals Aktiven, denn der Idee als solche ist es egal, wer sie wie in die Welt bringt. Über menschliche und nationale Grenzen hinaus. Siehe Island.

4 Kommentare zu “Warum die Nr. 1 an Bord bleibt!

  1. Mitgleid -> Mitglied

  2. Pingback: Warum die Nr. 1 an Bord bleibt! | FreePress Media

  3. Nr. 2 schließt sich dem von Nr. 1 gesagten vollumfänglich an.

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