Einer der Hauptvorwürfe, der autoritären Herrschaften gegenüber angebracht wird, ist ja der, dass sie ihre Untertanen mit Hilfe der „Gehirnwäsche“ dazu bringen, ihre eigene Unterdrückung als die einzig relevante Methodik der Gesellschaftsführung nicht nur anzuerkennen, sondern auch noch selbst zu verteidigen.
Autoritäre Systeme gehen bei der Gehirnwäsche in der Regel recht barsch vor, quasi Gehirnwäsche mit Kernseife und kalten Wasserschlauch.
Bei uns im „aufgeklärten Westen“ gibt es diese Form der Gehirnwäsche nicht (mehr). Na ja, überwiegend.
Bei uns bekommt stattdessen jeder Mensch sein individuell zugeschnittenes, konstantes Cortex-Shampooing mit anschließender Wellness-Conditioner-Behandlung und Egofaltenaufpolsterung. Das ganze bekommt durch die konsequente Auswertung aller irgendwie abschöpfbaren individuellen Konsumpräferenzen eine nahezu chirurgische Präzision und wird durch die subtile und psychologisch hochgradig ausgefeilte Vorgehensweise beim Rezipienten gar nicht mehr als Einflussnahme bemerkt.
Der Effekt ist allerdings ziemlich derselbe.
Ein System, dessen Nutznießer nahezu unantastbar geworden sind, vermittelt seinen Arbeitsdrohnen ein Mindset, dass sie daran hindert, außerhalb der systemimmanenten Verwertungslogik zu denken. Es ist präzise definiert, welche Mechanismen nicht in Frage gestellt werden „können“, für die Grenzbereiche leistet man sich ein paar Hofnarren, die die grundsätzlich durchaus berechtigten Fragen im Rahmen von unterhaltungsindustriellen Showformaten äußern dürfen, damit die Zuschauer, deren Aufmerksamkeitsspanne mit medialen Holzhämmern in immer kleinere Splitter zerlegt wird, diese Fragen, die Antworten darauf, und vor allem deren hintergründige Bedeutung, nicht all zu ernsthaft betrachten.
Abseits dieser Randbereiche besteht die „Informationsvermittlung“ hauptsächlich darin, bestehende Prozesse der Umverteilung von unten nach oben zu zementieren, und jegliche Zweifel daran als eine Vorform von psychologischer Beeinträchtigung zu klassifizieren.
Der Wahlkampf ist eine interessante Fassade dieser Methodik. Und es ist erstaunlich, mit welcher Sicherheit viele Menschen, an denen der tatsächliche politische Alltag und seine Inhalte drei Jahre lang völlig vorbei gelaufen sind, plötzlich Fachleute werden in der Frage, wen man denn überhaupt wählen könne und warum.
Heinz Erhardt hatte schon sehr viel Weitblick, als er sagte: „Sie dürfen nicht alles glauben, was sie denken“
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